Aktuelles

26.08.2020

Daten konkretisiert.

Ortelsdorfer Straße, Ortsliste Nr. 41

Lage des Gutes (rot markiert) auf einer Karte von 1905

An Stelle dieses früher großen Gutes ist heute Weideland, das sich zwischen Ortelsdorfer und Mittweidaer Straße im Niederdorf erstreckt. Die Gebäude des Vierseithofes befanden sich im seit 1919 zu Lichtenwalde gehörigen Teil von Ebersdorf an der Ortelsdorfer Straße, und zwar dorfabwärts linker Hand nach dem letzten Gut (Mittweidaer Straße 63a, vormals Günther Graf, jetzt Ortelsdorfer Str. 55) und vor dem Hausgrundstück Ortelsdorfer Straße 42 (Riebe), an jener Stelle, wo die Straße eine leichte Linkskurve anzeigt. Am 21. April 1912, als sich das Gut im Besitz von Graf Friedrich Vitzthum von Eckstädt befand, vernichtete seit dem späten Vormittag ein Großbrand das gesamte Anwesen. Die Gebäude hatten im Erdgeschoss aus Stein, darüber aus offenen und verschieferten Fachwerk wie auch Holz bestanden. Das Wohngebäude lag südwestlich angeordnet. Der Brand war so verheerend, dass kein Wiederaufbau stattfand und die ausgebrannten Ruinen bald danach beseitigt wurden.   

 

Der zum Gut gehörige Grund und Boden wurde in den ältesten Registern immer in der Größe von 1 sächsischen Hufe angegeben. Genauere Berechnungen liegen für 1841 vor und demnach waren es 37,8 ha. Der Landstreifen erstreckte sich vom Gut aus über die Frankenberger Straße und den Würschnitzbach bis an die Flurgrenze mit Niederwiesa, also fast bis an die Chemnitz-Dresdener Bahnlinie. Der Feld- bzw. Wirtschaftsweg führte aus dem Gut heraus mittig durch diese Felder und ist erst nach 1945 eingepflügt worden. Er querte die Frankenberger Straße und näherte sich dann einem von rechts kommenden, nun seit ca. 35 Jahren meliorierten, namenlosen Bach, welcher einst den vor 1840 rechts vom Weg befindlichen Sauteich speiste und danach in den Würschnitzbach mündete. Der Weg nahm etwas abseits die gleiche Richtung, vorbei an den links befindlichen Wald am Ims- bzw. früher Hausberg mit einem kleinen Steinbruch, um dann nahe der Bachmündung den Würschnitzbach zu  überqueren und führte danach durch ein Waldstück und eine weitere Wiese, heute auch bewaldet, zur Flurgrenze. Vom Sauteich, an dessen Stelle heute ein weitaus kleinerer Tümpel, war bis ins vorige Jahrhundert noch der begehbare Damm erhalten. Sein Name wird 1789 erstmals so genannt. 1615 wird er als „Röhrteich oder Hauboldsteich“ bezeichnet und befand sich in Besitz des sächsischen Kurfürsten, war also ein Teich des Amtes bzw. der Herrschaft Lichtenwalde. Neben diesem Teich gehörte auch ein kleinerer in der Nähe des Grundstücks Ortelsdorfer Straße 42 dazu. Der Steinbruch diente dem Gutsbesitzer zur Gewinnung von Baumaterial und wird ab 1905 erwähnt. Die Waldgrundstücke waren 1841 mit Birkengehölz zwischen Frankenberger und Ortelsdorfer Straße und Fichtenhochwald am Ims- bzw. Hausberg bestanden. Seit 1995 gehören diese Flächen wieder zum Stadtteil Chemnitz-Ebersdorf.

Der Brand wurde 1912 fotografisch festgehalten. Dank an Frau Moritz (Landfrauenverband) für die Bereitstellung des Bildes

 

Besitzerfolge

 

1501 war Jobst Beme Besitzer des Gutes; 1530 Lorenz Gerstenberg, hatte 1 Knecht und 2 Mädel; 1562 Lorrenz Gerstenbergk; 1566 George Gerstenberg kauft den Hof seines Vaters von seinen Miterben und Geschwistern bzw. deren Vormündern; 1575 Georg Gerstenbergk; 1584 tauschen Bastian Hauboldt und Georg Gerstenberg ihre Güter; 1589/90 und 1595 Bastian Hauboldt; 1617/18 Bastel bzw. Bastian Hauboldt; 1620 kauft Stephan Cunze, Schäfermeister zu Lichtenwalde, Sebastian Hauboldts Güter, welche erstlich durch Merten Zwintzscher erkauft und dann aber Kunze in den Kauf eingetreten; 1622 Stephan Cuntze; 1631 berichten Stefan Kuntze, Schafmeister zu Lichtenwalde, Hans Göllner von Oberwiea, Bastian Haubold und Georg Haubold, dass ihr Schwager und Bruder Michael Haubold vor 8 Jahren Soldat geworden und in die Fremde ging, von diesem aber wüssten sie nicht, ob er noch lebe. Wegen dessen Ansprüche an Stefan Kunzens Gut haben sie sich daher in diese geteilt; 1631 Kunze zahlt die Hauboldschen Erben aus; 1638 Stephan Kunzes Erben, wüst liegend; 1645 des verstorbenen Stephan Cunzes Gut; 1657 Martin Lößner. Dieser, geboren 1627, heiratete 1658 eine Marie, war Schöffe beim Erbgericht und starb 1678; 1677 Christoff Lößner zahlt die Erben Stephan Kuntzens aus; 1693 Toffel Lößner; 1695 Christoph Lößners Witwe; 1700 George Reichel kauft das Gut widerruflich auf 12 Jahre von Christoph Lößners Erben; 1711 Daniel Lößner jun. kauft das väterliche Gut von George Reichelt zurück; 1741 Daniel Lößners Verkauf des Gutes an seinen Sohn Hanß Christoph Lößner; 1766 Johann Christoph Lößner; 1767 Johann Gottlieb Lößner übernimmt das Gut vom Vater Hans Christoph; 1780 und 1804 Johann Gottlieb Lößner; um 1805/06 Joh. Georg Lößner übernimmt seines Vaters Joh. Gottlieb Hufengut; 1808 Joh. Gottlieb Lößner; 1823 und 1841 Joh. George Lößner bzw. Lössner; vor 1889 bis 1912 Graf Vitzthum von Eckstädt; 1893 wohnte noch Otto Wilhelm Peukert darin.

 

Bemerkungen

 

Aus diesem Gut stammte der 1785 geborene Johann Gottfried Lößner, welcher 1812 Diakon in Torgau und 1819 Pfarrer in Niederlichtenau wurde. 1860 ging er in den Ruhestand und starb im Jahr darauf zu Frankenberg.

Nachdem Graf Vitzthum von Eckstädt in Besitz des Gutes gelangt war, löste er dieses bereits vor 1889 durch Vergabe der zugehörigen Feldgrundstücke an Einwohner von Ebersdorf (Peukert, Kluge, Rockoff) und Lichtenwalde (Hofmann, Miesel) faktisch auf.

Eine Hausnummer hat das Gut nie bekommen, da es bereits vor der Eingemeindung und Benennung der Ortelsdorfer Straße abgegangen war. Zuvor genügte die alte Ortslistennummer, nämlich für dieses Anwesen die 41.