Mittweidaer Straße 34 und 36
(Dank an Frau A. Teschner und Herrn W. Hähle für die Zuarbeit und das Foto)
Nach dem Abriss jenes abgebrannten Bauerngutes, dessen Standort jetzt die Häuser Ortelsdorfer Straße 9 und 11 bedecken, erfolgte 1884 die Umwandlung der ehemaligen Hoffläche in Gartenland und deren Parzellenverschmelzung mit dem umgebenden Grasgarten, welcher bis an die Mittweidaer Straße reichte. Ein Jahr später wurde diese Parzelle zum Zwecke der Neubebauung in 4 etwa gleich große Grundstücke geteilt und verkauft. So entstanden neben den Hausgrundstücken Ortelsdorfer Straße 9 und 11 auch die beiden Grundstücke Mittweidaer Straße 34 (1120qm) und 36 (1440qm). Als erstes der beiden Häuser war Haus Nummer 36 im Jahre 1887 errichtet worden. Bauherr war Johann Adolf Weise. 1888 ist auch der Bau des
Hauses Nummer 34 vollendet gewesen, als dessen Bauherr Karl Ignaz Kühn genannt wird. Wenig später waren auch die kleinen Wirtschaftsgebäude hinter dem Doppelhaus entstanden.
Diese Wohnhäuser wurden im Nichtstil der Gründerzeit, ganz ohne irgendwelche Schmuckornamente und mit einfachster Fassaden- und Dachgestaltung errichtet, so dass eine Zuordnung in eine Stilrichtung des Historismus unmöglich ist. Sie sollten einzig dem Ziel dienen preiswert Wohn- und Gewerberaum zu schaffen.
Das direkt an der Mittweidaer Straße stehende Doppelhaus fiel dem Luftangriff vom 6. Februar 1945 zum Opfer. Von einer Bombe getroffen, starben alle Leute, die sich im Haus Nummer 36 befanden. Im Haus Nummer 34 waren mehrere Personen über einige Stunden verschüttet, hatten aber überlebt. Aus den Trümmern wurde später das jetzige kleine Haus Nummer 34 daneben aufgebaut.
Besitzer
Hausnummer 34:
1888 bis 1890 Karl Ignaz Kühn, Fleischermeister; 1893 Karl Richard Weber, Hausbesitzer, und als Mieter Karl Heinrich Schulze; 1902 und 1908 Carl Wilhelm August Tschischke, Hausbesitzer und Fleischermeister, als Mieter 1908 Friedemann und Pflugbeil; 1913 Tschischke betreibt sein Fleischereigeschäft jetzt in einem anderen Haus Karolastraße 12; 1920 Karl Emil Agsten, Hausbesitzer und Hilfsstationsschaffner. Er wohnt aber selber Mittweidaer Straße 20. Das Erdgeschoss bewohnt Adolf Heinrich Wilhelm Böger, ein Eisendreher, im 1. Stock der Arbeiter Franz Joseph Neuber und die Witwe Emma Frieda Hofmann; 1924 Hausbesitzer Adolf Böger besitzt im Erdgeschoss den seit 1921 bestehenden Laden für Materialwaren. Mieter sind Möckel, Neuber, Hofmann und Schöffler; 1926 und 1932 A. Bögers Erben sind Hausbesitzer, im Erdgeschoss wohnt die Witwe Hedwig Böger, im Obergeschoss die Ehefrau Marie Neuber und die Witwe Frieda Hofmann; 1943 Hausbesitzer sind A. Bögers Erben, im Haus auch Tischlermeister K. Neuber, im 1. Stock die Witwen M. Neuber und Frieda Hofmann sowie der Arbeiter K. Hofmann und im Dachgeschoss die Witwe H. Böger.
Hausnummer 36:
1887 Johann Adolf Weise; 1889 Friedrich Adolf Weise; 1890 Friedrich Adolf Weise, Klempner und Materialwarenhändler, mit im Haus wohnt die Schneiderin Ida Helene verehelichte Weise; 1893 Friedrich Adolf Weise, Hausbesitzer, und als Mieter Ernst Robert Rockoff, Steinmetz; 1902 und 1908 Friedrich Adolf Weise, Klempnermeister, als Mieter 1902 Friedrich Anton Frenzel, Schlosser, und Ida Helene verehelichte Weise, Schneiderin. 1908 als Mieter Anke und Frenzel; 1913 Weise, F. A., Klempner; 1920 Hausbesitzer ist F. A. Weise, Klempnermeister, im Obergeschoss wohnt Zückmann; 1924, 1926 und 1932 Hausbesitzer Adolf Weise, Klempnermeister. Mieter sind Fritz Weber, Schlosser, und Fabrikarbeiter Zückmann; 1943 Hausbesitzer ist A. Weise, Klempnermeister, mit im Erdgeschoss der Schlosser F. Weber, im Obergeschoss die Witwe Luise Zückmann und der Heizungsmonteur K. Weise.
Bemerkungen
Was den 2. Weltkrieg und dessen Auswirkungen in Ebersdorf angeht, so ist in der Vergangenheit wenig darüber geschrieben worden. Bekannt ist, dass Ebersdorf 1945 von mehreren Bombenangriffen betroffen war, bei denen einige Häuser zerstört, andere schwer oder minder beschädigt wurden, auch dass es mehrere Todesopfer dabei gab. Bei einem der Angriffe habe man 400 Bombeneinschläge auf Ebersdorfer Flur gezählt. Dies bestätigt auch eine Luftaufnahme vom Mai 1945.