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26.08.2020

Daten konkretisiert.

Ortelsdorfer Straße 9 und 11 (Ortslisten-nummer alt 8)

Das Gut 1886 und im aufgelösten Zustand 1930

Das kleinste, doch immer mit zu den Bauerngütern gerechnete Gehöft, war ein Vierseithof an der Stelle, wo sich heute das Doppelhaus Ortelsdorfer Straße 9 und 11 befindet. Es verschwand 1884 oder davor durch einen Brand, worauf die Fläche in Gartenland umgewandelt und danach in 4 neue Parzellen aufgeteilt wurde. Über das Aussehen der Gutsgebäude ist nichts näheres bekannt. 1789 ist es als Dreiseithof nachweisbar. Hinzu kam in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein weiteres Gebäude an der Straße. 1886/87 wurde dann durch Baumeister Strunz das jetzt noch dort befindliche Doppelhaus errichtet, auch am Hang zur Mittweidaer Straße die dortigen Häuser Nr. 34 und 36.

1884 war in der zum Gut gehörigen Flur, zwischen Ortelsdorfer und Frankenberger Straße, in einem nur kurzzeitig betriebenen Steinbruch, ein neuer landwirtschaftlicher Nachfolgebetrieb erbaut worden, das Gut Frankenberger Straße 285 (vormals Uhlig).

 

Die landwirtschaftliche Fläche des Gutes wurde seit dem Mittelalter mit 9 Ruthen angegeben, was in etwa 12 ha entspricht. Der schmale Landstreifen aus Acker, Wiese und Fichtenhochwald sowie etwas Erlengehölz erstreckte sich südwärts über den Würschnitzbach bis an den Zeisigwald. Der zugehörige Wirtschaftsweg führte ab der Frankenberger Straße rechts an diesem Streifen entlang, um kurz vor dem Würschnitzbach nach links zu wechseln und diesen zu überqueren. An dieser Stelle, jenseits des Baches und rechts des Weges, hatte der Bauer einen kleinen Steinbruch auf Porphyr.

Ein Stück Ackerland musste der Bauer 1868 zum Bau der Chemnitz-Annaberger Eisenbahn an den Staatsfiskus abtreten. Ein viel größere Fläche des früher zum Gut gehörigen Landes jenseits der Frankenberger Straße wurde seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Lagerplatz für Kohlen umgenutzt und versiegelt. Bereits zuvor war schon eine Wiese an der Ortelsdorfer Straße durch den Bau eines Betonfuttersilos verschwunden, die heute erweitert als Lagerplatz Verwendung gefunden hat. Ebenso verschwand vor wenigen Jahren ein Garten an der Mittweidaer Straße 36 und wurde mit einem großen Haus bebaut. Ferner sind auch große Flächen außerhalb des Gehöfts Frankenberger Straße 285 nach 1990 asphaltiert worden. Die seit den 70er Jahren meliorierten Acker- und Wiesenflächen tun ein übriges, die bei starken und lang anhaltenden Regen anfallenden Wassermassen so schnell wie möglich und unmittelbar in den Dorf- und Würschnitzbach abzuleiten und damit die an ihren Unterläufen wohnenden Anrainer zu überraschen.   

 

Gutsbesitzer

 

1378 erstmals indirekt erwähnt. Paul Gran (auch Grau und Grahnn geschrieben) war 1501 bis 1535 Bauer auf diesem Gut. 1530 wohnte noch 1 Magd mit darin; ab 1535 der Sohn Peter Gran, der es um 1560/61 an Veit bzw. Veix Heinze verkauft; 1562 Veytt Heinze; 1570 Greger Heintz übernimmt vom verstorbenen Vater bzw. den Miterben. Er gewährt der Mutter den Auszug mit Herberge im Gut; 1573 Greger Lose kauft von den Erben und Vormündern Greger Heintzens, selig, das Gut; 1574 Hans Fiedeler von Kirpach kauft von Lose das Gut; Die Greger Heintzin hat in dem Gut ihren Auszug; 1575, 1589/90, 1595, 1605 und 1614 Caspar Müller; 1616 Christian Kluge kauft das Gut Caspar Müllers d. Ä., der dafür in Kluges Pfaffenhaus zieht; 1617 und 1622 Christian Kluge; 1638 Hans Kluge d. J., etwas vermögend; um 1655 Christian Kluge, Obergut; 1661 Georg Müller kauft des verstorbenen Christian Kluges baufälliges und unbewohntes Gütlein von dem Sohn, Müllers Schwager, den kurfürstlichen Unterförster zu Thalheim Herrn Christian Kluge, mit Wohnhaus, Scheunen und Ställen; 1662 George Müller; 1669 und 1670 Christian Müller übernimmt seines verstorbenen Vaters Georg Gütlein; 1695, 1709 und 1712 Christian Müller; 1712 Hans Michael Müller der Obere übernimmt das Gut von der Witwe Anna Müller und ihrem Sohn Christian Müller; 1727 Hannß Michael Müller; 1728 Hanns Michael Müllers Kinder; 1730 und 1734 Hannß Michael Müllers Erben; 1735 Gottfried Müller übernimmt seines Vaters Hans Michael, selig, hinterlassenes Gut; 1751 Gottfried Müller; um 1763 übernimmt Johann Christian Müller vom Vater Gottfried; 1780 und 1804 Johann Christian Müller; um 1811/12 übernimmt Johann Georg Müller vom Vater Johann Christian; 1818 und 1826 Johann Georg Müller; um 1828/29 Johann Gottfried Müller übernimmt seines Vaters Johann Georg Gut; 1841 Johann Gottfried Müller; 1884/89 Eduard Moritz Schulz.

Bauern bringen dem Feudalherrn ihre Abgaben. Holzschnit, um 1470.

Bemerkungen

 

Neben den meisten anderen Gütern im Dorf hatte auch dieses zahlreiche Abgaben in Form von Geld und Naturalien an die Herrschaft Lichtenwalde, den Stiftspfarrer, den Küster, die Gemeinde und nicht zuletzt in Form von Steuern an die Landesfürsten zu tragen. Eine Besonderheit dieses Gutes war aber dabei, dass es auch mit einer jährlichen Zinsleistung von 15 Groschen, dem so genannten Eisernkuhgeld, gegenüber der Kirche Auerswalde in der Pflicht stand. Dies hatte seine Ursache darin, das 1561 der damalige Bauer Hentz drei Kühe, die Eigentum des Gotteshauses Auerswalde waren, mit in sein neues Gut hier her brachte. Für diese so genannten eisernen oder Immerkühe, die er melken und schlachten konnte, hatte er das oben genannte Geld nach Auerwalde zu schicken. Schlachtete er eine davon, musste er sie durch eine neue ersetzen (deshalb immer oder ehern währende Kuh) und war somit auf Dauer zu dieser Geldleistung verpflichtet. Die drei Kühe waren ein Inventargegenstand geworden und jeder Nachfolger hatte sie zu unterhalten.  

Von den Schwierigkeiten der Besitzer für Investitionen Geld zu bekommen, berichten einige Verpfändungen des Gutes. So z. B. um 1818 wegen eines aus dem Vermögen der minderjährigen Hanne Christiane Kirbach zu Ebersdorf erborgten Kapitals von 200 Talern. Dann um 1824/25 Verpfändung wegen eines von Herrn Barthel zu Frankenberg erborgten Kapitals von 400 Talern und um 1825 Abtretung dieser Schuld.