Mittweidaer Straße 53
Das gut ins Dorfbild passende Häuschen war im Erdgeschoss aus Stein, in den Obergeschossen aus schieferverblendeten Fachwerk erbaut. Kleinere Nebengebäude waren Anfang des 20sten Jahrhunderts entstanden, der Dorfbach unterirdisch kanalisiert. Heute steht auf dem Grundstück ein etwas kleineres neu gebautes Häuschen. Das alte Haus verschwand um die Jahrtausendwende überraschend, zumal zuvor äußerlich keine Anzeichen von Verfall wahrzunehmen waren.
Im Januar des Jahres 1769 erkaufte der Schneider Johann Gottfried Esche für 6 Gulden Meißnischer Währung ein Stückchen Land von der Gemeinde Ebersdorf, um darauf ein Häuschen zu errichten. Es war bereits durch die Ebersdorfer Gerichtspersonen im November 1768 mit Grenzsteinen verraint worden. Bei dem Kauf wurde die Gemeinde Ebersdorf vertreten durch Herrn Johann Michael Thümer, Erbrichter, Michael Uhlig und Gottlieb Lindner, Schöffen beim Ebersdorfer Erbgericht als Verkäufer. Der Käufer erklärte für sich und nachfolgende Besitzer des Hauses, der hochgräflichen Gerichtsherrschaft derer von Watzdorf zu Lichtenwalde einen jährlichen Erbzins von 6 Groschen und ein jährliches Spinngeld von 7 Groschen zahlen zu wollen. Gegenüber der Gemeinde verpflichtete er sich und seine Nachfolger zu jährlich 3 Talern Erbzins. Genehmigt wurde das Projekt durch den Gerichtsdirektor der Herrschaft Lichtenwalde, Herrn Dr. Gotthelf Ehrenfried Wendt.
Nach 1789 ist der vor dem Haus fliesende Dorfbach hinter dasselbe verlegt worden. Um 1792 kaufte der Sattler Johann Christian Friedrich Austel das Haus vom Meister Esche und um 1805/06 kam es zur Verpfändung wegen Aufnahme eines Kredits in Höhe von 50 Talern aus dem Kirchenvermögen von Auerswalde. 1820 verstarb Austel und seine hinterlassene Witwe Johanne Christiane, eine geborene Eyche, übernahm das Anwesen per Lehnschein. Ihr Vormund bei dem Rechtsgeschäft war der Ebersdorfer Schuhmacher Meister Karl Friedrich Walter. Sie vermählte sich erneut mit einem Herrn Rudolph, war aber 1826 erneut verwitwet. Somit übernahm 1826 der 28jährige Johann Gottlieb Rudolph, Dienstknecht in Euba, das Haus. Ihm kauft es 1836 Johanne Christiane verehelichte Börner, geborene Peger, ab und besaß es noch 1841, als sie bereits im Witwenstand war. Das Grundstück war zu dieser Zeit 535 qm groß. Weitere Besitzer waren 1910 Kluge und 1932 Herbert Löbel. Zur Miete wohnten darin noch A. Vogelsang, Fleischer, und Kühnert, darüber Uhlich und Neumann und im 2. Obergeschoss Kreis. Als letzte Bewohner bis in die 80er Jahre sind noch Frau Löbel und das Ehepaar Schütz zu nennen. Frau Elisabeth Schütz war eine beliebte Kellnerin im benachbarten Wirtshaus „Zur Post,“ ihr Gatte Reichsbahnbeamter.