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09.09.2024

Galerie Unterdorf. Bilder hinzugefügt.

Lichtenauer Straße 46

Lage des Gutes 1930

Der ehemalige Vierseithof gehörte zu den ansehn- lichsten Gütern im Dorf. Nachdem um 1972 ein starker Sturmwind das Krüppelwalmdach des großen Wohnstallhauses nahe des alten Schulgebäudes stark beschädigt hatte, wurde es leergezogen und etwa 2 Jahre später abgebrochen. Dieser Bau war im Erdgeschoss aus Stein, darüber aber in Fachwerk ausgeführt und laut Schlussstein über der nach der alten Schule weisenden Tür um 1812 erbaut. An Stelle dieses Gebäudes gab es einen Vorgängerbau, der sich 1789 nachweisen lässt. Auch die gegenüber liegende hölzerne Scheune hatte einen ebenso alten Vorgängerbau, war aber selbst um 1900 erbaut worden. Zur Lichtenauer Straße zu befand sich ein kleineres älteres Haus mit der Toreinfahrt, welches im Obergeschoss aus Fachwerk bestand. Ihm gegenüber ein ebenso altes Gebäude mit tiefen Keller, im Erdgeschoss war es aus Stein (wahrscheinlich der Pferdestall), darüber in Fachwerk gebaut. Im Abbruch folgten diese Gebäude dem des Wohnhauses.   

 

Der zum Gut gehörige Grasgarten (solche wurden früher als Vorhaupt bezeichnet), hat schon frühzeitig Abtrennungen erfahren. Zuerst wurde, als das Gut 1592 den Besitzer wechselte, das Grundstück Lichtenauer Straße 50 abgetrennt. Darauf erbaute sich der vormalige Bauer Anthonius Haubold sein Auszugshaus, gewährte aber dem Gutsbesitzer ein Rückkaufsrecht an dieser Parzelle, von welchem aber nach Beilegung von Streitigkeiten kein Gebrauch gemacht worden ist. Zweitens hatte 1607 der Gutsbesitzer Siegmund Hahn seinem Sohn Michael ein Stück vom Garten zur Errichtung eines Hauses (Lichtenauer Str. 44) verkauft. Schließlich ist dann drittens 1877 das Grundstück zur Errichtung des Schulgebäudes (Lichtenauer Straße 48) abgegangen. In der Zeit nach 1990 wurden der ehemalige Standort des Gutes und das verbliebene Stück Grasgarten weiter parzelliert und mit etlichen Häusern bebaut.    

Der zum Gut gehörige Besitz jenseits der Lichtenauer Straße in der Flur war ein breiter Hufenstreifen, der sich bis an die Flurgrenze mit Furth (Lichtenwalder Parzelle bzw. Abtswald) und den Glösbach erstreckte. Der Glösbach war gleichzeitig die Grenze zwischen Ebersdorf und der Kohlung. An dieser Stelle musste der Bauer 1857 ein Stück seines Landes zum Bau der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn an den Staat abtreten. Dort befanden sich 1615 am Bach die Ebersdorfer Wiese mit einer Salzlecke (für Wild) und einem Teich (etwa 50m vor der Bahnlinie, heute wieder befüllt). Die Wiese wurde um 1625 als Salzwiese bezeichnet und statt des Teiches findet sich 1789 und 1841 ein ebensolcher etwa 150m südwestlich des genannten). Auf dem Grundstück befanden sich weitere vier Teiche wenig westlich der jetzigen Max-Saupe-Straße. Drei derselben gab es schon 1615/25, wobei ihnen unterhalb 1789 noch ein viertes dieser Gewässer zugeordnet ist. 1841 scheinen nur die beiden mittleren befüllt und von 1874 bis 1910 war keiner der Teiche befüllt. Danach waren und sind sie bis heute abwechselnd angestaut. Im Bereich davor waren noch bis zum 2. Weltkrieg Reste der Tonstraße erhalten. Ein nahe dem Gut im Kirchgrund gelegener Teich war vor 1789 angelegt und ist nach dem Krieg mit Schutt und Hausmüll verfüllt worden. Von dieser Fläche ging dem Gut ein großer Teil verloren als man den Übungsplatz anlegte, ein kleineres Grundstück auch 1906 für den Bau der neuen Schule. Nach 1990 kam weitere Bebauung der Felder oberhalb der neuen Schule hinzu. Das Gut wurde in den alten Registern immer mit 1 Hufe zu 24 Ruthen angegeben, was einer Größe von etwa 32 ha entsprechen würde. Es gehörte somit zu den größten Gütern im Dorf.

 

Gutsbesitzer

Das Gut i. J. 1932. Davor Häuser an der Mittweidaer Straße, dahinter die Schulgebäude

1501 besaß Matzs Löß das Gut; 1530 Michel Moller, hat 2 Knechte, 2 Maide, 1 Hausgenossen (Mieter); 1562 Michelt Moller; 1564 kauft Jacoff Müller von den hinterlassenen Erben Michael Müllers, Georg, Christoff, Simon und Caspar, für sich, und unter Vormundschaft Michael, Thomas, Merten, Mathes und Valten sowie Margarethe, auch von der Witwe, das Gut; 1575 Jacob Müller; 1581 kauft der gestrenge ehrenfeste Herr Christoph von Honsberg das Gut von den Erben Jacoff Müllers, selig, mit 2 Pferdewagen usw. für 1000 Gulden; 1589 - Greger Helbieg kauft das Gut von Gorg Tauerschmidt, wie es Hans Gohlert eingetan (verpachtet) worden. Er hat der alten Müllerin Auszug zu bewahren, wie in Christof von Honsbergs und Gorg Tauerschmidts Kauf zu ersehen. Auch Baltzar Pfeiffer zu Chemnitz hat noch Ansprüche im Gut; 1589/90 Gregor Helbigk; 1590 Siegemundt Han von Auerswalde kauft das Anwesen von Greger Helbig; 1592 Anthonius Haubold (†1611); 1595 Siegmund Hahn; 1616 übernimmt Christof Hane von seinem Vater Siegemundt Han, welcher zum Auszügler im Gut wird; 1638 Christoff Hahn, wüst liegend; 1662 übernimmt Michael Großer das wüste Gut; 1699 Hans Rudolph kauft das Gut M. Großers; 1711 an den Sohn Hans Christoph Rudulff; 1723 kauft Michael Petzold des verstorbenen Christoph Rudolphs Gut von der Witwe und dem unmündigen Sohn; 1734 Johann Christoph Berger kauft es von Michael Pezolds Erben; um 1745/46 Hans Michael Pezold kauft das Gut seines Vaters Michael Pezold; um 1758/59 Anne Rosine Petzold und Konsorten übernehmen das Gut des verstorbenen Hans Michael Petzold per Lehnschein, wenig später Anne Rosine allein; 1768 Johann Michael Pezold von seiner Mutter; 1800 Johann Michael Pezold vom Vater gleichen Namens; um 1846 Johanne Christiane Eleonore Petzold und Genossen übernehmen des verstorbenen Joh. Michael Petzolds Gut per Lehnschein; um 1846 Fürchtegott Leberecht Petzold übernimmt das Gut; 1848 Fürchtegott Leberecht Petzold; 1889 Friedrich Ernst Petzold; 1933 ist es Eigentum der Stadt, als Gutspächter wohnt Otto Wenzel darin; der letzte Besitzer, Herr Willy Arno Uhlig, wohnte in den 60er Jahren im Gut Lichtenauer Straße 52. 1970 hatte er den Grasgarten vor dem Gut an Herrn St. Wolf veräußert.

Merkwürdiges

Wappen derer von Honsberg

Interessant ist hier die Vergabe eines erbzins- und fronpflichtigen Gutes an einen Adligen aus der Familie von Honsberg.

Für die Geschichte der Wasserversorgung im Dorf dürfte berkenswert sein, dass 1670 die Bauern Peter Seifert d. Ä. (Ortelsdorfer Str. 49/51) und d. J. (Ortelsdorfer Str. 39) sowie Hans Reichel (Ortelsdorfer Str. 41) vom Bauern Michael Großer und seinem Vater Hans einen Brunnen auf dem Gemeindeland, aber zu Großers Gut gehörig, unterhalb von Martin Treupmanns (Ortelsdorfer Str. 17) Garten, kauften. Als Preis gaben sie dafür 6 Scheffel Hafersaat. Da anzunehmen ist, dass sie das Wasser als Trink- und Brauchwasser nutzen wollten, zeigt dieses Beispiel wie weit oft Röhrenleitungen durch das Dorf gegraben wurden.

Im Jahr 1700 hatte sich der Bauer beim Nachbarn, dem Häusler Christoph Aurich, verschuldet. Zum Pfand gab er ihm dafür ein fruchtbares Stück Feld oberhalb nahe am Gut. Nachdem der Bauer das Pfand zurückgelöst, verstarb er. Sein Sohn Christoph Rudolph verpfändete das Stück Feld aber 1713 erneut, diesmal an den Ebersdorfer Schulmeister und Organisten Johann Christian Körpisch auf 8 Jahre.